aus dem 1. Kapitel “Hunde einfach erziehen”:
“Die Fremdelphasen”
Hunde haben Fremdelphasen. Wenn Sie Kinder haben, wissen Sie was das ist. Es gibt im Leben jedes Welpen und Junghundes Zeiten, in denen er sehr forsch alles Neue erkundet. Diesen Zeiten folgen 1-3 Wochen, in denen er zurückhaltend und auch manchmal etwas scheu und schreckhaft ist. Da kann es schon mal sein, dass der ganz normale Holzstoß, an dem wir jeden Tag entlanggehen, in seinen Augen zum Zombie mutiert. Bleiben Sie ganz ruhig und zeigen Sie ihm, dass Sie kein Problem damit haben. Er wird Sie genau beobachten und Sie als sein Vorbild nehmen. Biologisch haben diese Fremdelphasen durchaus einen Sinn: es ist besser eine Mahlzeit zu versäumen, als selber eine zu werden. Denn wenn der Welpe immer nur neugierig und mutig durch die Welt läuft, wird es irgendwann gefährlich.
Er sollte also lernen, mit potentiellen Gefahren zurückhaltend umzugehen. Außerdem muss er auch irgendwann seine neuen Erfahrungen verarbeiten. Und da hat die Natur einen Riegel in Form der Fremdelphasen vorgeschoben. Jetzt werden die Hunde etwas vorsichtiger, um danach mit den gut verarbeiteten Erfahrungen wieder auf Erkundung auszugehen. In dieser Zeit sollte der Hund nach Möglichkeit keinen neuen und unbekannten Situationen ausgesetzt werden, da er schlecht in der Lage ist, sie unbefangen aufzunehmen und richtig zu verarbeiten. Das ist auch der Grund, warum Welpen nie vor der 10. Woche, besser ab der 11. Woche abgegeben werden sollten.
Es gibt fünf dieser Phasen. Die erste erlebt er mit ca. 8-9 Wochen. Sie dauert ca. eine Woche. Wenn der Welpe in dieser Zeit noch bei seiner Familie, sprich bei seiner Mutter ist, merken die Menschen in der Regel nicht viel davon. Die Mutter weiß am besten, was sie tun muss, um ihren Kindern Sicherheit und Vertrauen zu geben. Die zweite kommt mit ca. 4,5 Monaten. Hunde, die wegen ihrer Rassezugehörigkeit langsamer reifen, z.B. Herdenschutzhunde, können etwas später in die 2. Phase kommen. Das gleiche gilt für Hunde, die hinter der normalen Entwicklung zurück sind. Die zweite Fremdelphase kann bis zu drei Wochen dauern.
Die dritte kommt mit ca. 9 Monaten. Hier gilt das gleiche, wie bei der 2. Fremdelphase. In diese Zeit fällt auch die Geschlechtsreife, d.h. eine Hündin kann läufig werden und die Rüden interessieren sich für die Mädels deutlich mehr als vorher. Ebenso wie bei pubertierenden Jugendlichen spielen jetzt die Hormone verrückt. Gleichzeitig erwacht bei vielen Hunden der Jagdinstinkt. Das hat aber nichts mit den Fremdelphasen zu tun. Leider wird das oft verwechselt und gleichgesetzt.
Die vierte erfolgt mit 12-18 Monaten und die wahrscheinlich letzte ca. mit 2-2,5 Jahren. Auch diese beiden Phasen dauern ca. 3 Wochen und sind rasse- und entwicklungsbedingt unter Umständen später. Das Thema „Pubertät und Geschlechtsreife“ behandeln wir in einem späteren Kapitel genauer….
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„Zombies, Ufos und andere Schreckgespenster“ –
aus Kapitel 3 “Was Sie sonst noch wissen sollten”
Gerade ein junger Hund entdeckt immer mal wieder etwas Neues, und nicht immer ist das Neue so, dass er begeistert ist. Denn die Welt ist voller Gefahren. Ein wichtiger Bestandteil Ihrer Erzieherrolle ist das Erkennen, wann und warum er sich fürchtet. Sie gehen z.B. jeden Tag an einem Grundstück vorbei, bei dem die Mülltonnen direkt hinterm Zaun stehen. Eines Tages sind sie aber schon auf der Straße für die Müllabfuhr. Sie denken sich gar nichts dabei, denn Sie wissen, was das bedeutet. Ihre Pelznase hat aber den Kalender der Müllabfuhr nicht im Kopf. Für ihn steht da plötzlich ein Monster mitten im Weg, das bislang regungslos hinter dem Zaun stand. Dass jemand anders die Tonne rausgefahren hat und dass die ruhig stehen bleibt, bis sie geleert und wieder an ihren Platz gebracht wird, ist ihm unbekannt.
Alles, was sich verändert, besonders, wenn der Kleine damit überraschend konfrontiert wird, kann aber gefährlich sein. Also bleibt er mit allen Anzeichen der Unruhe und Verunsicherung stehen: Schwanz eingeklemmt, Ohren nach hinten, der Körper abgeduckt mit eindeutigen Flucht-tendenzen. Wenn Sie ihn jetzt weiter ziehen oder gar auslachen, nach dem Motto: „hab dich nicht so, ist doch nur eine Mülltonne“ schaffen Sie eine hervorragende Grundlage dafür, dass er Ihnen im weiteren Leben nicht mehr zutraut, mit potentiellen Gefahren fertig zu werden. Ihre Aufgabe ist es ihm zu zeigen, dass die Mülltonne nicht zum Zombie mutiert ist, sondern heute mal wo anders steht und deshalb nicht gefährlicher ist. Sie gehen also ruhig hin, lassen Sie die Leine ganz locker, legen so nebenbei Ihre Hand an die Tonne und drehen Sie ihr den Rücken zu. Dabei sagen Sie nichts. Wenn Sie als sein großes Vorbild die Tonne für so harmlos halten, dass Sie ihr den Rücken zukehren können, kann er mal vorsichtig hin schleichen und selber nachsehen. Vielleicht möchte er die Tonne auch aus einiger Entfernung kontrollieren – seine Entscheidung. Beobachten Sie ihn ganz ruhig, sagen Sie nichts und gehen Sie mit ihm weiter, wenn er fertig ist.
Warum sollen Sie ihn nicht großartig loben und belohnen? Weil der Tonne sonst eine Bedeutung beigemessen wird, die ihr einfach nicht zukommt. Wir wollen Mülltonnen hier nicht schlechter machen als sie sind, aber an ihnen ab und zu vorbei zu spazieren ist eine ganz normale Sache, die man nicht weiter erwähnen muss. Wenn Sie ihn jetzt großartig dafür belohnen, dass er die Tonne angesehen hat, kann durchaus passieren, dass er Tonnen zukünftig als uneinschätzbare Gefahren-quellen einstuft, da Sie ja sonst nicht so einen Zirkus machen würden. Wenn Sie glauben, dass ich übertreibe, dann überdenken Sie einmal folgende Geschichte, die ich genauso in meiner Hundeschule erlebt habe.
Ein Ehepaar mit einem ca. 3 Jahre alten Rüden machte bei mir Trainingsurlaub, weil sich der Hund vor allem und jedem fürchtete. Sie hatten eine unserer Wohnungen gemietet, die über eine Außentreppe erreichbar sind und im 1. Stock liegen. Als der Rüde einfach so die Treppe hinauf ging, verfiel sein Frauchen in einen wahren Begeisterungstaumel und lobte ihn in den höchsten Tönen. Das hatten sie auf Anraten einer Kollegin immer so gemacht, wenn er etwas neues ausprobieren wollte. Nur verstand dieser Hund das leider vollkommen falsch. Anstatt ihm einfach Zeit zu lassen und als ruhiger Beistand bei ihm zu bleiben, solange er neue Dinge erkundete, wurde er in viele, für ihn undurchschaubare Situationen gebracht und für jeden Pups gelobt. Daraus schloss er, dass die Welt unglaublich gefährlich sei, da niemand ihm tatsächlich klar machen konnte, was jetzt gefährlich ist und was nicht. Nachdem seine Menschen einsichtig waren und wir ein gutes Training absolviert haben, hat sich das schnell gelegt und heute ist er ein sicherer und souveräner Hund geworden.
Manche Hunde verstehen sehr schnell, dass ihr Mensch ihnen zeigt, wo eine Gefahr lauert und wo nicht. Wenn Sie merken, dass Bello sich sofort nach Ihnen umsieht und zu Ihnen kommt, wenn ihm etwas unheimlich ist: herzlichen Glückwunsch! Sie haben ihm wunderbar klar machen können, dass Sie zuständig sind für Probleme. Behalten Sie das in allen Situationen bei, die für ihn irgendwie schwierig sind, zeigen Sie ihm, dass Sie die Welt einschätzen können und ihn unbeschadet durch alle vermeintlichen Gefahren durch führen.
Machen Sie sich bitte klar, dass wir in Mitteleuropa in einer sehr friedlichen Welt leben. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie einem Terroranschlag zum Opfer fallen, ist ca. 20.000 (zwanzigtausend) Mal niedriger, als bei einem Autounfall ums Leben zu kommen. Dass Sie bei einem Autounfall Ihr Leben lassen, ist allerdings auch eher unwahrscheinlich. Denn selbst wenn die Medien uns glauben machen, dass hinter der nächsten Ecke die Räuber und Mörder drohen, sollte Ihnen klar sein, dass Sie in einer der friedlichsten Gegenden weltweit leben. Es gibt also keinen Grund wegen Mülltonnen oder ähnlichen Objekten einen Hund in Angst und Schrecken zu versetzen. Haben Sie Verständnis dafür, dass er sich vor Dingen grault, die er – noch – nicht kennt, aber dann führen Sie ihn ruhig und gelassen hin und alles ist gut.
Es gibt Phasen im Leben eines Hundes, in denen dieses Erschrecken vor unbekannten Gegen-ständen und Situationen zunimmt. Das sind die sog. „spooky periods“ oder Fremdelphasen, die ich bereits erwähnt habe. In diesen Zeiten, die 5 mal im Leben eines Hundes vorkommen und 1-3 Wochen dauern, sind die Hunde ängstlicher und unsicherer. Das erfüllt den Zweck, dass sie sich nicht in jede Situation hinein stürzen, sondern vorsichtiger werden. Dadurch lernen sie dann tatsächlich: was stellt eine Gefahr dar und was nicht. Und vor allem: wie gehe ich damit um. Erinnern Sie sich? Erziehung heißt: wie geht Leben. Ich zeig‘s dir, damit wir gemeinsam gut durch die Welt kommen, z.B. auch an vorbei Zombies, Ufos und anderen Schreckgespenstern…..
…. weiter geht’s im Buch auf Seite 103
„Urlaub mit dem Hund“ –
aus Kapitel 3 “Was Sie sonst noch wissen sollten”
Urlaub ohne meine Hunde ist für mich kein Urlaub. Jetzt haben wir endlich mal Zeit und können ohne Hetze und Stress füreinander da sein. Das gilt nicht nur für die Kinder und den Partner, sondern eben auch für unseren vierbeinigen Freund. Wir vermieten unsere Ferienwohnungen im Forsthaus Metzelthin zu fast 100% an Menschen mit Hund, und es gibt mittlerweile europaweit Anbieter, die Zimmer oder Ferien-wohnungen an Hundemenschen vermieten. Es gibt verschiedene Portale, wo Sie gute Adressen finden wie www.urlaub-mit-hund.de, www.hunde-urlaub.net oder www.rudelurlaub.de. Auf Facebook finden Sie Gruppen für quartiersuchende Hundemenschen. Auch Kataloganbieter haben inzwischen Hundehalter als interessante Zielgruppe entdeckt. In Hundezeitschriften finden Sie Anzeigen … Und wenn Sie – wie wir – zu den Campingfans gehören, haben Sie sowieso selten Probleme.
Allerdings sollten Sie einige Dinge beim ersten Urlaub beachten, damit in Zukunft auch alles klar geht. Denken Sie daran, dass Ihr Hund noch nicht weiß, was „Urlaub“ bedeutet. Für ihn ist das erstmal nur aufregend. Sie packen die Koffer, dann gibt es eine lange, anstrengende Fahrt. Am Ziel muss er in einem fremden Zimmer übernachten, zum Essen gehen Sie in ein Restaurant und er muss vielleicht im Auto bleiben … Eine ganze Menge neuer Erfahrungen und Eindrücke stürmen auf ihn ein und das will verarbeitet
werden. Deshalb sollten Sie das Quartier sorgfältig aussuchen. Es wäre nicht ideal, wenn Bello gleich im ersten Urlaub beim Frühstück im Zimmer bleiben muss, das Zimmer oder die Wohnung sehr unruhig liegen, die Spazierstrecken weiß Gott wo sind … Alles sollte so einfach wie möglich sein. Verzichten Sie bei diesem Urlaub auch auf Besichtigungen, bei denen Sie ihn nicht mitnehmen können, oder auf Stadtbummel, die ihn unnötig anstrengen. Am besten ist es, wenn Sie beim ersten Mal nur für ein paar Tage verreisen, so dass er sich langsam daran gewöhnt.
Am aufregendsten ist die erste Nacht. Bello sollte seine Decke in Ihrer Nähe haben. Wenn er anfängt zu wuffen, weil er etwas gehört hat, schimpfen Sie ihn nicht, sondern sagen Sie ihm ruhig und freundlich, dass alles in Ordnung ist. Evtl. beruhigt er sich sogar schneller, wenn Sie einfach nur aufhorchen und sich dann demonstrativ wieder hinlegen. Denken Sie daran: Sie wissen, dass das nur die anderen Gäste sind, die da vorbei gehen, er nicht.
Wenn möglich, sollte er sein gewohntes Futter bekommen. Bei Trocken- oder Dosenfutter ist das machbar. Bei Rohfütterung es es manchmal komplizierter. Viele Vermieter, die sich auf Hundemenschen spezialisiert haben, bieten Rohfleisch an. Man kann sich aber die ersten Tage sehr gut mit Dosen helfen und vor Ort einen Metzger oder ein Tierbedarfsgeschäft suchen. Es gibt mittlerweile in fast ganz Deutschland Barfläden zumindest in größeren Orten und auch die großen Tierbedarfsgeschäfte haben in der Regel Kühltruhen mit Rohfleisch.
Bei Auslandsurlauben sollten Sie vorab die Bestimmungen kennen, die für die Einreise erforderlich sind. Wenn Sie einen EU-Impfausweis haben, achten Sie bitte darauf, dass Sie ihn immer mitführen und auf dem aktuellen Stand halten. Auch über Risiken im Urlaubsland sollten Sie Bescheid wissen. In südlichen Ländern gibt es Parasiten, die für Ihren Hund nicht nur unangenehm, sondern auch gefährlich sind. Sprechen Sie bitte mit Ihren Tierarzt ab, was Sie prophylaktisch unternehmen können.
Von Flugreisen mit Hunden rate ich ab. Ihr Freund muss stundenlang in einer Box im Gepäckraum sitzen, außer er ist klein genug, so dass er als Handgepäck durchgeht. Für die meisten Hunde ist das der reinste Stress. Wenn Sie einfach mal wieder eine Reise nach Amerika machen möchten, lassen Sie ihn zu Hause bei netten Menschen, die ihn kennen und für ihn sorgen oder suchen Sie ihm eine gute Tierpension.
Was ist wichtig bei der Quartierwahl? Ideal ist es, wenn der Vermieter keine Einschränkungen bzgl. Rasse, Größe und Anzahl der Hunde macht. Auch wenn Sie nur einen Hund haben, wissen Sie: hier sind Hunde willkommen. Die Böden der Quartiere sollten hundegerecht sein, ideal sind Korkböden, da sie weich und einfach sauber zu halten sind. Schön wäre es, wenn der Vermieter Ihnen bei Bedarf mit Hundedecken helfen kann, einen Napf zur Verfügung stellt und es auch noch Begrüßungsleckerchen gibt. Er sollte wissen, wo Sie den nächsten Tierarzt finden, wenn Sie einen brauchen, wo Sie gut mit Bello spazieren gehen können, Ihnen überhaupt bei vielen Fragen zur Seite stehen. Seien Sie bitte vorsichtig bei Betreuung am Urlaubsort. Für Sie mag es schön sein, wenn Sie mal einen Tag frei für Museumsbesuche haben, aber Ihr Hund möchte vielleicht lieber bei Ihnen sein, anstatt beim Vermieter rumzulungern. Außerdem müssen Sie ganz sicher sein, dass dort mit Ihrem Bello freundlich umgegangen wird.
Gefährlich sind überzogene Aktivitäten in ungewohnter Umgebung. Sie selber merken hoffentlich, wo Ihre Grenzen sind, aber in der Regel haben Sie nur einen Muskelkater. Ihr Vierbeiner, der genau wie Sie unterm Jahr nicht übertrieben aktiv ist, ist vielleicht so begeistert vom Strandspaziergang oder vom Toben im Wasser, dass er erst innehält, wenn gar nichts mehr geht. Gehen Sie es deshalb langsam und vorsichtig an. Machen Sie lieber kurze Ausflüge ans Wasser, besser lassen Sie die Fahrräder zuhause und die Tages-wanderung verschieben auch auf einen Termin am Ende des Urlaubs.
Von Hundestränden und unkontrollierten Spielen auf der Hotelwiese mit anderen Hunden rate ich dringend ab. Im Unterschied zu uns wissen Hunde nicht, dass es sich um vorübergehende Begegnungen handelt, sie nähern sich deshalb ihren Artgenossen, als müssten sie künftig dauerhaft mit ihnen klarkommen. Was wie Spiel aussieht, muss deshalb nicht unbedingt Spiel sein. Gerade wenn Sie sich auf dem Gelände Ihres Vermieters aufhalten, kann durchaus passieren, dass der Rüde, der schon seit drei Tagen da ist, Ihrem schüchternen Neuankömmling alles verbietet.
Ideal sind Vermieter, egal von Zimmern oder Ferienwohnungen, die ihr Gelände so ausrichten, dass jeder zu seinem Recht kommt, Bungalows oder Ferienhäuschen, bei denen Sie ein eigenes, eingezäuntes Grundstück für sich haben, oder ein Reisemobil / Caravan. Da haben Sie Ihr eigenes Haus dabei, das finden eigentlich alle Hunde toll und Sie haben auf Campingplätzen Ihren eigenen Platz, auf den andere Hunde nicht dürfen….
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